Hanns-Koren-Denkmal
Werner Reiterer
LokalGlobal
Ein Denkmal für Hanns Koren
Ein klassischer Steirerhut mit Gamsbart, Schlaufe und „Wandernadeln“, wie ihn auch Hanns Koren hätte tragen können, stellt das skulpturale Setting dar.
Auf den, am Hut platzierten Aufsteckern, die exemplarisch das kulturpolitische Erbe Hanns Korens wiedergeben, liest man:
HANNS KOREN
steirischer herbst
FREILICHTMUSEUM STÜBING
Dem bekannten Zitat „Heimat ist Tiefe, nicht Enge.“ von Hanns Koren wird mit einer spiegelverchromten, überdimensionierten und aus dem Gamsbart des Hutes hinausragenden Antenne entsprochen. Sie steht für das in die weite Welt hinaus Horchen, bei gleichzeitiger Verbundenheit mit der geografischen Heimat.
Dabei eröffnet die Skulptur eine hybride Lesbarkeit. Sie ladet die vorbeikommenden Menschen zum Sitzen und Verweilen ein, die Aussicht auf die Kirche zu genießen, sich an Hanns Koren zu erinnern und womöglich seine eigenen Gedanken über die Welt mit Mitmenschen zu teilen und zu diskutieren.
Des Weiteren nimmt das Werk architektonische Anleihen eines Hauses, aber auch eines menschlichen Kopfes auf. Klinkerziegel bilden den ovalen Grundriss (der auch als Kopf gelesen werden kann), dem das Dach in Form eines Hutes aufgesetzt wird.
Der sprichwörtlich oft zitierte „Hausverstand“ wird greifbar …
Und zu guter Letzt sticht den BetrachterInnen ein vermeintlicher Materialfehler auf der Vorderseite der Hutkrempe ins Auge. Pures Aluminium schimmert an einer, nach dem Lackieren wieder abgeschliffenen Stelle auf und weckt Assoziationen an einen „Aluhut“, wie ihn Verschwörungstheoretiker auf Demonstrationen tragen. Mit diesem Kunstgriff erinnert uns das Werk daran, dass die Zivilisation selbst lediglich eine hauchdünne, kulturell aufgeladene Schicht darstellt, die sehr schnell verlustig gehen kann.
In seiner visuellen Präsenz fügt sich die Arbeit harmonisch in seine Umgebung ein und behauptet sich gleichzeitig als skulpturales Rufzeichen, das irritiert.
Das lokalglobale Dorfgespräch kann beginnen …